Deutsche Industriegeschichte

Das BVW Programm. Version 7

Standardsoftware für das Betriebliche Vorschlagswesen vor zwanzig Jahren

Die Version 7 der Koblank BVW-Software kam 1993 auf den Markt. Das Programm war für Personal Computer mit dem zeichenorientierten Betriebssystem DOS bestimmt. Microsoft Windows steckte damals noch in den Kinderschuhen und war angesichts zu geringer Leistung der Hardware für ein effizientes Arbeiten in einem BVW-Büro nicht zu gebrauchen.
VON PETER KOBLANK (2013)


Urversion

   Dr. Ottmar Kling

Dr. Ottmar Kling an seinem IBM Personal Computer

Die allererste BVW-Software auf einem Personal Computer (Bild oben) lief unter dem zeichenorientierten Betriebssystem DOS und entstand 1984 in Zusammenarbeit mit Dr. Ottmar Kling (* 1926, † 2005) dem damaligen BVW-Beauftragten der Firma Carl Zeiss, der ein Pionier auf seinem Fachgebiet war.

Zunächst entwickelte Koblank für weitere interessierte Firmen Derivate, die aus der Urversion abgeleitet wurden. 1986 entstand schließlich ein universelles BVW-Programm, das von allen bisherigen und neuen Kunden eingesetzt werden konnte und Plattform für eine kontinuierliche Weiterentwicklung war: Die weltweit erste Standardsoftware für das Betriebliche Vorschlagswesen, ein deutsches Produkt, war geboren.

Das Interesse bei größeren Firmen, die bis dahin ihr Vorschlagswesen entweder manuell abwickeln oder extrem teure, eigenentwickelte Großrechnerlösungen einsetzen mussten, war enorm.


Anzeige 1986

Zeitschriftenanzeige (1986).

Haus der Technik

BVW-Seminar mit Dr. Ottmar Kling (1988).



Auf Grund ständiger Verbesserungen entstand 1993 die Version 7, die letzte Koblank DOS-Version, an die hier nach zwanzig Jahren erinnert werden soll.

Version 7 mit Pulldown-Menüs und Popup-Fenstern

SAA-Oberfläche

Die Version 7 hatte eine mit der Systems Application Architecture (SAA), einem damaligen Standard der IBM, konforme Benutzeroberfläche:

Oben befand sich ein Pulldown-Menü, es gab Popup-Fenster und eine einheitliche Bedienung über die Funktionstasten. Das Programm konnte auch mit einer Maus bedient werden. Die Esc-Taste diente zum Beenden, die Funktionstaste F1 blendete eine Online-Hilfe ein.


Menüsystem

In dieser Bildmontage sind alle Pulldown-Menüs in einer Abbildung zu sehen. Mit diesem Leistungsumfang war Koblank damals unübertroffen und viele Jahre der einzige Anbieter einer Standardsoftware für das Betriebliche Vorschlagswesen.


Anzeige 1990

Anzeige in der Zeitschrift Betriebliches Vorschlagswesen (1990).

Details anzeigen (PDF)

Einladung zu einem Workshop des DIB für Anwender der Koblank Software (1993).

Weitere Details PDF 1502 KB



Ein großer Teil der 245 Firmen, die 1993 bei der Statistik des Deutschen Instituts für Betriebswirtschaft (DIB) in Frankfurt mitmachten, waren Koblank-Kunden und konnten ihre "DIB-Statistik" per Knopfdruck als Report herauslassen. Die Koblank GmbH arbeitete damals mit dem DIB zusammen, das ab 1992 sogar spezielle Workshops zur Koblank Software veranstaltete.


Einfache Bedienung über Funktionstasten und Maus

Detailansicht einjer Idee

Hier sieht man die Basisdaten eines Verbesserungsvorschlags. Die Version 7 wurde wie schon die allererste Version über die Funktionstasten bedient. Inzwischen war das Programm auch über eine Maus bedienbar.

Mit der Funktionstaste F6 oder einem Mausklick auf "F6 Text" konnte man Langtexte mit ausführlichen Hinweisen zum jeweiligen Vorschlag editieren.

Mit F7 konnte man Klassifizierungen anzeigen und verwalten, mit F8 die Einreicher und mit F9 die Gutachter. Bei der Version 7 waren erstmals mehr als zehn Einreicher und mehr als zehn Gutachter pro Idee möglich.

F10 machte die Bildschirmfelder leer, damit man einen neuen Vorschlag erfassen konnte. F11 führte zu Selektionskriterien für die Suche nach bestimmten Vorschlägen.


Briefe

Das Generieren und Ausdrucken aller für das Betriebliche Vorschlagswesen erforderlichen Briefe war voll automatisiert. Hier sieht man das Pulldown-Menü für die Briefe und ein Beispiel für ein Popup mit einer Fehlermeldung.


Texteditor für die Gestaltung der Briefvorlagen

Texteditor

Für die Erstellung der Briefvorlagen war sogar ein selbst programmierter Texteditor dabei, der ebenfalls eine integrierte Online-Hilfe hatte. Sobald dieser Texteditor gestartet war, konnte man mit Hotkeys zwischen dem BVW Programm und dem Editor hin- und herwechseln (Multitasking).


Briefvorlage                                           Pfeil
Brief

Hier sieht man eine Briefvorlage und das damit automatisch ausgedruckte Ablehnungsschreiben mit einer Anerkennungsprämie. Die Platzhalter zwischen geschweiften Klammern wurden beim automatischen Drucken durch die Daten des Verbesserungsvorschlags und des Einreichers ersetzt. Vor dem Drucken musste man Briefpapier mit dem Firmenlogo in den Drucker einlegen.


Anzeige

Zeitschriftenanzeige (1993).

Prospekt anzeigen (PDF)

Prospekt (1993).

Kompletter Prospekt PDF 824 KB



Technische Hintergrundinformationen

Das Programm war in Micro Focus COBOL geschrieben. Das kontextsensitive Hilfesystem bestand aus zweihundert Textdateien. Die Datenbank basierte auf sieben logisch miteinander verknüpften indexsequentiellen ISAM-Dateien und knapp hundert Textdateien für die Briefvorlagen.

   Etikett

Disketten-Etikett (1993).

Das Programm lief unter Microsoft DOS 5 oder 6 sowie unter Microsoft Windows 3.1 in der DOS-Box. Die Dateien konnten in einem Netzwerk auf einem Server gespeichert werden, die Software war multiuserfähig. Als Hardware war erforderlich:

  • Personal Computer (ab Intel 80386SX)
  • 480 KB Hauptspeicherbedarf unterhalb der 640 KB-Grenze von DOS
  • Festplatte mit 4,8 MB für das Programm und ca. 2,5 MB pro 1000 Verbesserungsvorschläge
  • Microsoft Maus (falls Mausbedienung gewünscht)
  • Schneller Schönschrift-Drucker mit IBM Zeichensatz
  • Netzwerkversion mit IBM LAN Programm 1.2/1.3, IBM OS/2 LAN Server mit IBM DOS Requester oder Novell Netware

Festplattenspeicher, Taktfrequenz, RAM - damals und heute

Man muss sich erst einmal bewusst machen, dass der Speicherplatz, den heute zwei Fotos einer Digitalkamera mit je 4,5 MB benötigen, damals für die gesamte BVW-Software einschließlich 1.500 gespeicherter Verbesserungsvorschläge genügt hat. Niemand konnte sich damals eine externe 1-TB-Festplatte (das 10.000-fache der damaligen 100-MB-Festplatten) vorstellen, die umgerechnet 200 DM kostet, lediglich 200 Gramm wiegt, über einen einfachen Stecker angeschlossen wird und ihre Treiber innerhalb weniger Sekunden selbst installiert.

Ein Intel 80386SX Prozessor hatte eine Taktfrequenz 20 MHz, sodass wir heute mit beispielsweise 3 GHz die 150-fache Rechengeschwindigkeit haben.

Wenn ein Rechner heute 4 GB Hauptspeicher hat, dann ist das das 8.000-fache der damals erforderlichen 480 KB. Diese 4 GB RAM kosten heute nur ein Bruchteil dessen, was damals 1 MB gekostet hat.

Das Programm wurde auf vier 1,44 MB 3,5"-Disketten geliefert und kostete in der Einplatzversion je nach Anzahl Ideen p.a. zwischen 4.900 und 8.900 DM.


Windows und Intranet

Version 8

Die Version 7 war die letzte DOS-Version von Koblank. Mitte der 1990-er Jahre kam mit Windows NT eine Windows Version auf den Markt, die auf der inzwischen immer leistungsstärker gewordenen Hardware akzeptabel funktionierte und sich bei den Firmen ausbreitete. Die hier abgebildete Version 8 war eine Windows-Version.


ideeNet

Um die Jahrtausendwende hatte sich die Internet-Technologie so weit entwickelt, dass die Firmen Intranets einrichteten. Das war die Geburtsstunde von ideeNet - hier die allererste Version aus dem Jahr 1999.


Auch als sich Windows längst durchgesetzt hatte, blieb die Version 7 bei vielen Firmen weiter im Einsatz. Auf Grund einer Kundenanfrage im Winter 2012 stellte sich heraus, dass diese DOS-Version bei mindestens einer Firma heute immer noch im Einsatz ist - offensichtlich in all den Jahren ohne jegliche technische Probleme. Dies war der Anlass, dieses tüchtige DOS-Programm, eine Pionierleistung für die damalige Zeit, in dieser Form noch einmal in Erinnerung zu rufen.



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