Was tut ein PC beim
Betrieblichen Vorschlagswesen?

Seit einem Jahr steht im Büro des Betrieblichen Vorschlagswesens ein IBM PC-XT (PC steht für Personal Computer). Nicht weil auch das Vorschlagswesen inzwischen nur aus Computerfreaks besteht. Zum "Hacken" haben wir gar nicht so viel Zeit, sondern weil zunächst die Verwaltung der VV (Verbesserungsvorschläge) rationalisiert werden musste. Aber ein viel gewichtigerer Gesichtspunkt stand hinter dieser Investition. Zusammen mit der Firma SES Electronics, damals in Oberkochen, jetzt in Aalen, wurde ein spezielles BVW-Verwaltungsprogramm entwickelt, das die Verbesserungsvorschläge "zum Sprechen bringen" soll.


VON DR. PHIL. NAT. OTTMAR KLING

PC und Statistik
Bei der Verwaltung von Verbesserungsvorschlägen ist es zunächst wichtig, sehr schnell über Vorschläge, Einreicher und Gutachter alle notwendigen Informationen abrufen zu können. Zum Beispiel über den Stand der Bearbeitung, Zwischenbescheide an die Einsender, Erinnerungen an die Gutachter oder Prämienhöhen. Das sind relativ einfache Probleme der Routineverwaltung.

Interessant aber sind schon statistische Aussagen, die nun erst mit einem vertretbaren Aufwand gewonnen werden können, wie etwa die Frage, aus welchen Bereichen, von welchen Kostenstellen die meisten, von wo am wenigsten VV eingehen. Oder man benötigt Übersichten über VV zu bestimmten Sachnummern und Sachnummernbereichen, Fertigungsverfahren und ähnlichem.

Aber es gibt noch einen weiteren Gesichtspunkt, der nach unserer Meinung bisher noch viel zu wenig beachtet wurde: Jeder Verbesserungsvorschlag enthält ja eine schöpferische Idee. Aber nicht jeder VV kann akzeptiert und prämiert werden, weil vielleicht im Augenblick sachliche Gründe im Hause gegen seine Einführung sprechen.

Es ist aber durchaus möglich, dass ein solcher VV im Konzernbereich genutzt werden kann. Hierfür dient der regelmäßige Austausch von Verbesserungsvorschlägen innerhalb der Zeiss- und Schott-Gruppe. So wurden einige Verbesserungsvorschläge auch schon im Konzernbereich eingeführt. Ein weiterer Verbesserungsvorschlag, der in einem Fertigungs-Bereich abgelehnt werden musste, konnte in einem anderen Bereich mit Erfolg genutzt werden.

Viel wichtiger ist aber noch eine andere Betrachtungsweise. Es kann sein, dass ein Vorschlag für den genannten Zweck nicht eingeführt werden kann, dass aber die Grundidee für andere Abteilungen von Nutzen sein könnte. Unter Umständen können auch Ablehnungsgründe für eine andere Abteilung ein wichtiger Hinweis sein, welche Wege in der Entwicklung eines Gerätes nicht weiter verfolgt zu werden brauchen oder welche Überlegungen im Zusammenhang mit dem VV schon angestellt wurden. So enthalten auch bereits ablehnende Stellungnahmen von Gutachtern eine Reihe von wichtigen Informationen, die soweit wie möglich nutzbar gemacht werden sollten, um Doppelarbeit zu vermeiden.

So sind auch alte VV von diesem Gesichtswinkel her gesehen kein totes Papier, sondern sie enthalten Informationen, die später oder in anderem Zusammenhang durchaus noch genutzt werden können.

Zur Auffindung entsprechender VV dient ein besonderes Schlüsselsystem, das sich an vorhandene andere Schlüsselsysteme im Werk anlehnt. Anhand dieser Verschlüsselung kann man VV nach Sachnummern, Sachgebieten, Anwendungszwecken und anderen Suchkriterien wiederfinden und interessierten Stellen verfügbar machen.

Darum unsere Frage: Haben Sie ein Problem?

Dazu unsere Antwort: Fragen Sie das Betriebliche Vorschlagswesen. Vielleicht liegt dort eine Problemlösung schon vor. Nutzen Sie also

Die
Zeiss-Brille
gegen
Betriebsblindheit
Zeiss-Brille
Verbesserungs-
Vorschlag
Sitzung

Der Beauftragte für das Betriebliche Vorschlagswesen, Dr. Ottmar Kling, überreicht Anerkennungsschreiben, Urkunde und Prämie. Von links nach rechts: Rudolf Zeller, Herrmann Zöllner, Wolfgang Spitzner, Willi Keller und Dr. Ottmar Kling.


Quelle: Zeiss im Bild 4/1985 Information für Mitarbeiter von Carl Zeiss, Juni 1985, S. 5 f


Dr. phil. nat. Ottmar Kling. Wissenschaftler, Manager und Ideenmanagement-Pionier